- Funkrufdienste: Mehrere Systeme
- Funkrufdienste: Mehrere SystemeAls Funkrufdienst bezeichnet man das Überbringen kurzer Nachrichten durch eine Datenübertragung in eine Richtung ohne Rückmeldung. Die Endgeräte zum Empfang von Signalen oder Nachrichten dieser Rufdienste werden Pager oder Piepser genannt. Von einem ortsfesten Sender werden Signale an einen Funkrufempfänger übermittelt, der sich in Wartestellung befindet. Der Empfang der Nachricht wird akustisch und eventuell auch visuell auf einem Display mitgeteilt; auch »lautloser Ruf« durch auf den Körper übertragene Vibrationen ist möglich.Das Grundprinzip des Funkrufdienstes beruht darauf, dass bestimmte Adressaten angesprochen werden, indem der Sender einen kurzen Signalton in einer vorgegebenen Frequenz abgibt. Da eine Tonübertragung viel Zeit kostet, haben sich Fünf- bzw. Sechstonfolgen etabliert, bei denen eine fünf- bzw. sechsstellige Dezimalzahl übermittelt wird. Dabei ist jeder Ziffer eine Tonfrequenz zugeordnet.Der europäische Funkrufdienst Eurosignal wurde 1970 von der CEPT (Vereinigung der europäischen Telefon- und Postverwaltungen) erarbeitet und 1974 in Deutschland eingeführt. Er erlaubt es, von einem Telefon aus ein bestimmtes Funkrufempfangsgerät (Europiepser) drahtlos anzurufen. Da der Empfänger mit bis zu vier verschiedenen Rufnummern ausgestattet ist, kann er eingehende Nachrichten durch unterschiedliche Signale anzeigen. Die Piepser sind in Deutschland, der Schweiz und Frankreich flächendeckend erreichbar. Da die Länder in mehrere Rufbereiche mit unterschiedlichen Vorwahlnummern unterteilt sind, so muss der Sender den ungefähren Standort des Adressaten kennen. Wechselt ein Funkrufteilnehmer also die Rufzone, so muss er an seinem Gerät den neuen Funkkanal einstellen und seinem Funkpartner die neue Rufnummer mitteilen; eine automatische Weiterleitung von einer Zone in die andere wie beim Mobilfunk ist nicht möglich. Der Funkdienst Eurosignal wurde mittlerweile vom Cityruf abgelöst.Im Gegensatz zu Eurosignal kann Cityruf (1989 von der Bundespost gestartet) auch Ziffern und Texte übertragen. Die Pager sind kleiner, leichter und billiger als die Europiepser und benötigen weder im Auto noch in Gebäuden eine externe Antennenhilfe. Der Cityruf ist in drei Rufklassen unterteilt: Rufklasse 0 verfügt über einen Nur-Ton-Empfang, Rufklasse 1 macht den Empfang numerischer Nachrichten bis zu 15 Ziffern möglich, und Rufklasse 2 ermöglicht den Empfang von Texten mit bis zu 80 Zeichen. Um eine Nur-Ton-Funkrufnummer zu erreichen, muss per Telefon die Zugangskennung, gefolgt von der jeweiligen Funkrufnummer des Empfängers, gewählt werden. Mitteilungen für die Rufklassen 1 und 2 können auf verschiedene Weisen gesendet werden. Für gelegentliche Nutzer nimmt der telefonische Auftragsdienst der Telekom Nachrichten entgegen und leitet sie an die Nummer des Empfängers weiter. Weiterhin ist ein Absenden über Bildschirmtext, Computer und Modem möglich. Für Textnachrichten gibt es Eingabegeräte im Taschenrechnerformat (»Tip-Send«), auf deren Display man den Text lesen und korrigieren kann. Zum Absenden wählt man von einem Telefon aus die Zugangs- und Funkrufnummer des gewünschten Adressaten. Ist die Verbindung hergestellt, so hält man das Gerät an das Mikrofon des Telefons und schickt die Nachricht durch Betätigen der Senden-Taste ab. Wegen der großen Nachfrage ist das Netz für Cityruf mittlerweile in Deutschland, aber auch in anderen Ländern, fast flächendeckend ausgebaut.Ermes (englisch european radio message system) ist ein europäischer Funkrufdienst, mit dem vom Telefon aus oder von bestimmten Eingabegeräten ein Pager angerufen werden kann. Es arbeitet voll digital und ist wesentlich leistungsfähiger als die anderen Funkrufsysteme (für jedes Land 32 Mio. Codierungen). Das System ist vor allem für den Empfang »transparenter Daten« zur Fernsteuerung oder Fernüberwachung von Produktionsanlagen und -systemen vorgesehen.Scall 3Scall wurde 1994 bundesweit eingeführt und benötigt als Empfangsgerät einen Pager, den man durch Eingabe der Scall-Nummer, der PIN (persönliche Identifikationsnummer) und der Postleitzahl aktiviert. Nachrichten müssen ähnlich wie beim Cityruf als Ziffernfolge verschlüsselt werden (max. 15 Ziffern) und können mithilfe eines tonwahlfähigen Telefons übermittelt werden. Der Empfänger ist in einem Umkreis von ca. 100 km um die angegebene Postleitzahl erreichbar (soweit Funkversorgung vorhanden). Die Miniaturisierung der Pager hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht. So liegen die heutigen Abmessungen in einem Bereich, der noch deutlich kleiner als eine Zigarettenschachtel ist.
Universal-Lexikon. 2012.